Wir gedenken der Opfer der Atomkatastrophen von Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011).
Anbetracht des menschlichen Leids ist es unverständlich, dass Regierungen sogar verstärkt auf Kernkraft setzen und zusätzlich die erneuerbaren Energien „ausbremsen“. Ihr Argument, und dieses unterstützt die Atomwirtschaft nach Kräften: Nur die Atomkraft kann die Klimaprobleme lösen. Der Trend ist eindeutig: Weltweit sind 156 neue AKWs geplant, davon in Europa 21, hauptsächlich in Osteuropa (15).
Diese neuen AKWs der sog. 3. Generation werden sicherer sein als die, die bis jetzt in Betrieb sind. Aber auch hier sind Zweifel angebracht. Die französische Atomaufsicht (ASN) bescheinigt schwerwiegende Mängel bei der Reaktorhülle des im Bau befindlichen AKWs Flamanville (Normandie). Seit September 2015 erfährt man aus der Presse nichts mehr zu diesem Thema. Drei Szenarien sind denkbar: 1. Einbau des Reaktordruckbehälters mit den bekannten Fehlern, 2. Fertigung eines neuen Druckbehälters, 3. Das Kraftwerk wird nicht weitergebaut.
Wie Frankreich auch entscheiden wird: Die Angst bleibt. Präsident Hollande hat zwar versprochen, dass das AKW Fessenheim 2016, jedoch spätestens zum Ende seiner Amtszeit außer Betrieb geht. Sollte sich aber herausstellen, dass Flamanville noch später als Ende 2018 in Betrieb gehen wird, dann ist zu befürchten, dass Fessenheim nicht zum versprochenen Termin abgeschaltet wird. Gerade Fessenheim! Letzte Woche wurde bekannt, dass es 2014 zu einem erheblichen Störfall im Sicherheitssystem mit Schnellabschaltung kam, da die Steuerstäbe nicht in den Reaktor eingefahren werden konnten. Der Reaktor wurde daraufhin zu schnell, durch Einleitung von Bor ins Kühlwasser, abgekühlt. Dies führte zu Materialbelastungen des Reaktordruckbehälters. Die Atomaufsicht ASN sagte dazu: „Mit Blick auf die Nuklearsicherheit gibt es keinen Grund, Fessenheim zu schließen“. Also alles „halb so schlimm“, glaubt man dem AKW-Betreiber und der Atomaufsicht. Denkt man an all die alten Pannen-AKWs in unserer Nachbarschaft, bleibt eigentlich nur die Hoffnung auf ein Umdenken weiter Bevölkerungskreise und deren Druck auf ihre Regierungen, bevor es zum Schlimmsten kommt.