Laut Atomexperte Mycle Schneider kam beim Nuklearunfall in Fukushima die größte Gefahr nicht von den laufenden Reaktoren, sondern vom stillgelegten Reaktor Nr.4. „Da lagerten 135 Tonnen abgebrannter Brennstäbe“. Wäre dieses Gebäude zerstört worden und die hochradioaktiven Brennstäbe in Brand geraten, wäre 40- bis 100- mal mehr Radioaktivität freigesetzt worden, Millionen Menschen hätten fliehen müssen.
Das Fazit der Fachleute beim ersten „Weltreport Nuklearer Abfall“ zeigt, wie sehr die Gefahr aus dem strahlenden Müll weltweit unterschätz wird: “Behandlung, Transport, Lagerung und Endlagerung von Atommüll stellen eine signifikante und wachsende Herausforderung für alle nuklearen Länder dar.“
Auch 70 Jahre nach dem Einstieg in die Nukleartechnik betreibt „kein Land der Welt ein tiefes geologisches Endlager für Atommüll“. Nur Finnland baut derzeit daran, Frankreich und Schweden haben immerhin Standorte. Insgesamt werde das Thema kaum diskutiert, es fehlten gute Konzepte und einheitliche Standards. Weil ein Endlager nicht in Sicht sei, „verlagern sich die Risiken zunehmend auf Zwischenlager, die aber an ihre Kapazitätsgrenzen kommen“.
Schon jetzt sitzen die Länder auf einem Riesenberg von Atommüll. In Europa lagern laut Bericht 60.000 Tonnen, davon ein Viertel aus Frankreich, jeweils 15 Prozent aus Deutschland und Großbritannien. Über ihre gesamte Lebenszeit würden die 142 Atomkraftwerke in Europa 6,6 Milliarden radioaktiven Abfall produzieren.
Die wahren Kosten der angeblich billigen Atomkraft, so der Bericht, würden nicht ehrlich berechnet. Am Ende bleibe der Staat auf den Kosten sitzen. Für die Endlagerfrage stellten alle Staaten zu wenig Geld in Rechnung – auch Deutschland, wo von den Energiekonzernen immerhin 24 Milliarden in einen Fond für die Entsorgung eingezahlt wurden. (MG)