Die umstrittene CO2-Strafabgabe für ältere Kohlekraftwerke, die den Ausstoß von Kohlendioxid reduzieren sollte, wurde von der Großen Koalition nun doch nicht beschlossen. Statt, wie beim G7-Gipfel angekündigt, den Ausstieg aus der Kohle einzuleiten, müssen die Kraftwerksbetreiber weniger CO2 sparen und bekommen dafür auch noch Millionen als Prämie für geplante Kapazitätsreserven. Gleichzeitig gibt die Regierung zu, dass als Folge des Beschlusses die selbstgesteckten Klimaziele, den CO2-Ausstoß bis 2020 um 40% im Vergleich zu 1990 zu reduzieren, verfehlt werden.
Deutschland ist in Gefahr, seine Vorreiterrolle auf dem Gebiet der Energiewende zu verlieren. Würde die Regierung die Energiewende, zusammen mit den großen Kraftwerksbetreibern und deren Know How, wirklich konsequent angehen, würde das erworbene Wissen einen großen Markt eröffnen, denn früher oder später müssen auch die anderen Länder diesen Weg gehen.
Ein Hoffnungsschimmer sind diejenigen Bürger, die unabhängig von Regierungsentscheidungen versuchen, die Energiewende voranzutreiben, in dem sie z. B. Bürgerenergiegenossenschaften und Bürgerinitiativen gründen. Ein Beispiel dafür ist die Überführung des insolventen Windparkbetreibers Prokon in eine Genossenschaft, die größte Bürgerenergiegenossenschaft Deutschlands. Die Anteilseigner haben sich gegen das Angebot der EnBW entschieden, weil sie der Überzeugung sind, dass die Energiewende nur durch Einbeziehung der Bürger erfolgreich fortgeführt werden kann. Sie können zukünftig als Genossen über die weitere Entwicklung von Prokon mitbestimmen und haben die besten Voraussetzungen, auf Dauer persönlich mehr zu erhalten, als wenn sie das EnBW-Angebot angenommen hätten. Vielen ging es in der Vergangenheit schon nicht nur ums Geld, sondern um die Weiterentwicklung der Energiewende.
Die EnBW war stark an Prokon interessiert und hat über Wochen mit großem Aufwand versucht, die Gläubiger von ihrem Modell zu überzeugen. Der Energiekonzern, der auch Atomkraftwerke betreibt, wollte mit der Übernahme des Windparkportfolios von Prokon die bisher vernachlässigten Investitionen in die erneuerbaren Energien ausgleichen (RS).